Schutzengel auf Bestellung

Lustspiel von Franz Sieberer
ID# 444-02
Verlag Österreichischer Bühnenverlag Kaiser & Co. Ges.m.b.H.
A-1010 Wien, Am Gestade 5/2
Akte 3
Dekorationen 1
Männer 6
Frauen 4
Kinder
Personen 10
Der Schutzengel hat den Steinerhof verlassen. Verlu- ste im Stall. Und allerlei Unglück. "Verkaufen", denkt die Bäuerin. Ihr Mann aber sagt.- "Die Fabrik, eine Alternative?" Der Altbauer hat die rettende Idee schon parat, läßt sie aber noch in seinem Kopf reifen. Die Quelle im "Stoanwald" ist eine Mineralwasserquelle, das bedeutet Geld. Der jüngere Bruder der Bauernsöhne ist fleißig und lebt mit seiner Frau am Hof, der ältere ist ein von der Polizei gesuchter Revoluzzer und kommt gerade zurück auf den Hof. Der Vater hat mit ihm offenbar schon früh nichts anfangen können. Die Mutter hat ihn immer in Schutz genommen. Im Lauf des Geschehens kommt die Freundin dieses schwarzen Schafes mit einem Kind und soll auch noch Mitesser werden am unglücklichen Hof. Der Tierarzt hat seine Kenntnis von der Mineralquelle verschwiegen und will den Hof billig kaufen. Der Großvater weiht das schwarze Schaf in seine Pläne ein, bändigt damit den Revoltengeist in ihm, und letztlich kommt es zur Gründung einer Firma. Zähneknirschend wird der Tierarzt nur Teilhaber. Ein paar Hinweise: Die Figur des Tierarztes ist zu flach geraten. Mag er auch ein Bauernfänger sein, so ist er doch ein gebildeter Mann und kann seine Ziele mit kliigeren Mitteln verfolgen. Er wird es nicht verabsäumen, seine Integrität und Autorität mit Fachwissen zu unterstreichen, um den Eindruck zu erwecken, daß er ein Mann sei, auf den man hören könne. Er kann auch dem Zuschauer vertrauenserweckender erscheinen, sonst merkt man zu schnell und deutlich die Absicht und ist verstimmt (Spannungsveriust). An der Figur des Großvaters ist die gesamte Spannung des Stückes aufgehängt. Er zieht die Fäden und lebt nicht nur in der engen Welt aller anderen. Er kann dadurch wesentlich absurdere Dinge sagen, in den Augen der Figuren dadurch für viel verrückter gelten, uns als Zuschauer die Freude machen, daß hier ein weiser Mann zeigt, nicht er ist verrückt, sondern die Umwelt ist es. Diese Chance gilt es vor allem in seinem Verständnis für den revolutionären Sohn durch die Umkehrung der verkehrten Welt zu nutzen. Im gemeinsamen Träumen von einer gerechteren Welt sollte der revolutionäre Sohn in seinen positiven Eigenschaften der Phantasiefähigkeit gezeigt werden. Die Figur wird negativ eingeführt, und der Zuschauer braucht dann umso notwendiger eine Möglichkeit zur Identifikation. Zu überdenken ist des Großvaters Zwiesprache mit seiner verstorbenen Frau. Dieser Dialog kann durchaus von ihm selbst als Dialog gesprochen werden und von den Umstehenden als eine seiner Verrücktheiten gedeutet werden. Dann müßte aber die "Stimme" einen orakelhafteren Text haben, einen, den das Publikum natürlich versteht. Die Auseinandersetzung der beiden Brüder, hier der Gute, dort der Böse, läßt einiges an dramatischen Möglichkeiten ungenutzt. Sonja, die Freundin des bösen Sohnes, sollte sich gegen die Frau des anderen absetzen, vielleicht sollte sie "weiter" sein, mehr an den Gefahren zukünftigen Lebens leiden, mehr nachgedacht haben. Sie muß der anderen etwas an Hoffnung mitgeben können, obwohl sie selbst weniger Grund zu dieser Hoffnung hat. Die eine erwartet ein Kind, die andere hat schon eines. Dieses Motiv gehört besser genützt. Es fehlt der Abschluß der Handlung zwischen den beiden Figuren (Versöhnung). Aber um Irrtümern vorzubeugen. Dieses Volksstilek ist beispielhaft, verzichtet auf spekulative Gags und erzählt eine realistische Geschichte von heute mit einfachen Mitteln. Die Angst davor, daß sie zu wenig Lachstoff bietet, ist überfliissig. Sie hat übertriebene Einfälle nicht nötig. Diese sind nämlich meistens nur der Ersatz für fehlende Wahrhaftigkeit nach dem Motto. Wenn die Geschichte schon nicht durch ihre Wahrhaftigkeit liberzeugt, muß man mit Gags über die Untiefen des Stoffes hinwegtäuschen. Sie ist spannend aus sich selbst heraus und stellt glaubwürdige Figuren auf die Bühne.