Arbeitslos

Volksstück von Helmut Haidacher Traute Piwak
ID# 432-20
Verlag Österreichischer Bühnenverlag Kaiser & Co. Ges.m.b.H.
A-1010 Wien, Am Gestade 5/2
Akte 3
Dekorationen 1
Männer 5
Frauen 3
Kinder
Personen 8
V:"Wenn in einer Familie ein Mitglied arbeitslos wird, treten Probleme auf. Der Sohn eines Arbeiters, ein Lehrer, findet keinen Job und so nörgelt der Vater, der immer etwas gegen die akademische Bildung seines Sohnes hatte, so lange herum, bis er den Sohn aus dem Haus treibt. Der Großvater, ein weiser alter Mann, findet einen Ausweg, der aber auch erst nach einigen Enttäuschungen als richtig erkannt wird." ---Kommentar:
Der Sohn des Lagerhalters Gerhard Peer, Viktor, ist seit einem Jahr arbeitsloser Lehrer. Großvater Balthasar nimmt ihn ebenso wie Peers schwangere Tochter, Irmgard, unter seine Fittiche. Viktor kann die Lehrerstelle im Ort nicht annehmen, da ihn der Bürgermeister für den Ort untragbar hält, weil Viktor Zivil- diener war. Er ändert seine Meinung zu spät unter dem Eindruck, daß sein Sohn Wehrdienstverweigerer wird, also nimmt Viktor eine Lehrerstelle auswärts an. Er kann damit seinem Vater Gerhard, der inzwischen arbeitslos geworden ist, ermöglichen, nach Balthasar Bauer zu werden. Die Tochter Irmgard hat auf Wunsch ihres Freundes das Kind abtreiben lassen, wird drogensüchtig, dann einsichtig und zieht zum wiedergewonnenen Freund.
Das Stück behandelt die Probleme um das mangelnde Selbstverständnis eines Menschen, der sich ohne Arbeit nicht mehr als Mensch fühlt und zum Opfer derer wird, die ihn, um sich selbst zu schützen, zum Außenseiter machen.
Eine Milieuschilderung ohne dichten Handlungsaufbau und mit nicht immer schlüssiger Motivarbeit. Figuren geraten bisweilen recht grob. Zwei Grundmotive überschneiden sich und stehen sich manchmal gegenseitig im Weg. Das eine ist die Arbeitslosigkeit, das andere das Sich-benutzt-Vorkomrnen, das Weggestellt-Werden. Das andere Motiv, der eigentliche Kern des Stückes, ist wenig herausgearbeitet, ist aber der Schlüssel für die Beziehung der Figuren zueinander. Dem Wunsch des Großvaters, seinen Sohn als Hoferben zu haben, entspricht der Sohn am Ende. Dieser Sohn, Gerhard, hat sich von seinem Vater als Person nie richtig gelöst, ebenso- wenig wie das in der Folge die Kinder Gerhards können. Jeder denkt wohl für einen anderen, ist aber nicht bei sich. Bis hin zur Wirtschafterin Kathi, die ihren Lanthaler (eine ungeschickt erst am Ende des Stückes ins Spiel gebrachte Figur!) heiratet, um den Leuten am Hof zu helfen. Das ist die Tragödie. Leider ist dieses Motiv von den Autoren nur ungenügend herausgearbeitet. Es bleibt dem Spielleiter noch viel zu tun übrig, wenn er in dem Stück die Familientragödie herausarbeiten will (denn anders zerfällt das Stück in einander nicht zugeordnete Motive). Menschen wollen gebraucht werden und verlieren sich selbst durch die Arbeitslosigkeit, wenn sie nicht unabhängig davon zu sich selbst gefunden haben. Das ist der Grundgedanke.