Der Pfarrer von Kirchfeld

Volksstück von Ludwig Anzengruber
ID# 424-10
Verlag Autor
Akte 4
Dekorationen 4
Männer 10
Frauen 3
Kinder
Personen 13
siehe auch Archiv Nr. 214-02
Er ist schon ein Kerl, der Pfarrer aus Kirchfeld. Noch ganz jung, aber durchdrungen von seiner Sendung. Na, und die Kirchfelder blicken zu ihm auf wie zu einem Heiligen. Hat er doch erst das wahre Christentum in die Gemeinde gebracht. Er hat die Dorfschenke ohne Schlüssel über Tag gesperrt, die Raufhändel unterbunden, und die ärgsten Lumpen haben sich geschämt, ihrer Gemeinde Schande zu bringen. Einen Feind hat er doch, den Wurzelsepp, der nur darauf wartet, ihm eins auszuwischen. Ein verbitterter Naturbursche, der alles, was gut ist, verderben will. Da kommt ein Mädl über Empfehlung eines Amtskollegen zu Hell auf den Pfarrhof in den Dienst. Anlaß genug für den Wurzelsepp, durch Gerüchte den Pfarrer unmöglich zu machen. Und schon scheint alles, was durch Jahre mühevoll aufgebaut, wie ein Kartenhaus zusarnmenzufallen.
Es war das erste Stück von Ludwig Anzengruber und zugleich das, das vielleicht am schärfsten Konflikte der damaligen Zeit behandelt, in Auseinandersetzung mit dem Zölibat und Fragen nach einer liberaleren Kirche. In manchen Bearbeitungen wird die Geschichte von der Naturphilosophie des Wurzelsepp so stark in den Vordergrund gestellt, daß darüber hinaus der geistesgeschichtliche Konflikt zu kurz kommt. Anzengruber schreibt Volksstücke, aber sind sie es auch? Und in welchem Sinn? Im Gewand des bäuerlichen Theaters werden moralische Konflikte allgemeiner Art, gepaart mit sozialem Engagement dargestellt. Die Stücke gehören allesamt der städtischen Kulturwelt an. Wenn sie von ländlichen Bühnen gespielt werden, ist vor allem der Kunstdialekt ein großes Hindernis. Für eine spontane Umsetzung bei ungeübten Spielern muß der Spielleiter ebenso sorgen, wie für ein gutes Gespür der Situationen. Die Szenen, die Anzengruber schreibt, sind von höchst unterschiedlicher dramatischer Dichte.