Eva in der Badewanne

Ländliches Lustspiel von Hans Strasser-Lang
ID# 245-06
Verlag Österreichischer Bühnenverlag Kaiser & Co. Ges.m.b.H.
A-1010 Wien, Am Gestade 5/2
Akte 3
Dekorationen 1
Männer
Frauen
Kinder
Personen 6
Zwei Bauern haben in ihrer Jugend beirn Militär Freundschaft geschlossen und sich voreilig bereits ihre zukünftigen Kinder zur Ehe versprochen. Danach haben sie sich aus den Augen verloren, doch als es daran geht, das Versprechen einzulösen, hat der eine zwar Sohn und Tochter, der andere aber nur einen Sohn. Wie sollen daraus zwei Ehen gestiftet werden? Weder eine imaginäre Eva in der Badewanne noch ein Transvestitenauftritt können auf Dauer den wahren Sachverhalt verschleiern.
Der Einfall ist reichlich dürftig, um nicht zu sagen, an den Haaren herbeigezogen. Das Gesetz der Wahrscheinlichkeit ist reichlich strapaziert. Oder brauchen sich Schwänke nicht daran zuhalten? Warum sollen ihre Geschichten nicht auch einmal unwahrscheinlich sein dürfen? Das können sie natürlich. Jedes Stück gibt sich selbst ein Gesetz, aber diesem muß es treu sein. Ein Stück voller Unwahrscheinlichkeiten hat diese Unwahrscheinlichkeit zu Gesetz. Aber im vorliegenden fall will das Stück als realistisch gelten, obwohl der Ausgangspunkt wie aus einem Märchen stammt. Was sollen wir mit zwei alten Freunden anfangen, die sich in jungen Jahren versprechen, ihre Kinder miteinander zu verkoppeln? Dieser Einfall ließe sich auch geschmacklos nennen, denn wie will der Autor auch nur annähernd glaubhaft machen, daß diese beiden Männer ihre Abmachung über zwanzig Jahre lang für gut und richtig finden?
Da hat sich der Autor schon einiges einfallen zu lassen, um diesen bösen Willen, über den Kopf der Kinder und der Frauen hinweg, zu begründen. Zumindest wäre der Widerstand gegen ein solches Ansinnen darzustellen. So aber sind Frauen und Kinder nur beliebige Werkzeuge in der Hand von Despoten über Leben und Tod ihres "Eigentums". Das ist Ideologie und nicht zu verharmlosen, "weil 's eh nur Theater ist", ja Wald- und Wiesentheater, das verantwortungslos mit dem Medium umgeht. Es gibt kein Theaterstück, das nicht eine klar erkennbare Grundeinstellung hat und diese dem Publikum vermittelt. Und im Gewande eines Schwankes geht diese viel leichter unter die Haut als in Stücken, die ihre "Tendenz" auf dem Servierteller präsentieren. Tendenztheater bzw. Agitationstheater bekennt sich zu seiner Einseitigkeit, und der Zuschauer ist offen zur Ablehnung oder Zuneigung aufgefordert. Grotesk ist dabei, daß wir gewöhnlich dieses Theater als 99 politisch" verdammen. Beim Schwank kommt die politische Tendenz oft ganz unterschwellig und verlogen daher, und nur weil sie nicht offen bekannt wird, nennen sich Schwänke unpolitisch. Wir gehen damit häufig zu nachlässig um. Kein Theater ist harmlos.