Die geputzten Schuhe (Sandlerballade)

Schauspiel von Günther Seidl
ID# 133-20
Verlag Thomas Sessler Bühnen- und Verlag GmbH
A-1010 Wien, Johannesgasse 12
Akte 5
Dekorationen 5
Männer 7
Frauen 2
Kinder 0
Personen 9
Das Leben hat es nicht gut mit ihnen gemeint, nicht mit dem Arzt Dr. Schatz, den ein mißglückter Eigriff zur Flasche greifen ließ. Das war der Beginn seiner Sandlerlaufbahn. Emilie Sedlak hatte einst ihr Kind zur Adoption freigegeben, um den Liebhaber halten zu können. Aus der Liebschaft wurde dann nichts, und das Kind bekam sie auch nicht zurück. Der Beginn ihrer Sandlerei. Und so treffen sich die beiden zusammen mit einem dritten Schicksalsgefährten allmorgendlich nach kalter Nacht in einer Branntweinkneipe und erzählen sich ihre Geschichten, die in Rückblenden zu Visionen vom Anfang des endes werden. Noch einmal blitzt die Möglichkeit eines Neuanfanges auf. Ein Lottogewinn. Er reicht gerade für neue Schuhe und ein feudales Essen der kleinen Gemeinde. Aber der Schnaps ist ein Fussl, und das Beuschel ist abgestanden. Und der bittere Alltag geht dann weiter. Sie wissen, dass sie betrogen worden sind, aber nehmen es ohne Protest hin. Und wenn am Ende einer der Sandler stirbt, hat man sie liebgewonnen, die drei geschundenen Figuren, die keine Kraft zur Hoffnung mehr haben, von der Hand in den Mund zu leben und nur noch in Erinnerungen schwelgen. Kein Gedanke mehr an das selbstverschuldete Unglück taucht im Publikum auf, kein abstoßendes Gefühl. Eine Sandlertragödie, man muss sie nur behutsam in Szene setzen und den Alltag zeigen, wie er ist, berührend und ohne Mitleid.
V:Die persönlichen Tragödien der Emmi, des Tschinkerl und des Doktors wurden in der Sandlerballade von den geputzten Schuhen mit viel Feingefühl und dem süß-sauren Beigeschmack zweifelhafter Aussteiger-Romantik zu einer tragisch-komischen Milieu und Charakterzeichnung verarbeitet. Im Stück finden wir die Figuren des Wiener Volkstheaters wieder, die mit viel Humor aus ihrem Vorstadtleben erzählen.