Felix Mitterer Stücke 1

Theaterstück von Felix Mitterer
ID# SAM041
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In dieser Gesamtausgabe finden sich die wichtigsten Stücke von Felix Mitterer in ihrer Originalfassung. Am Beginn steht die unvergessliche Abrechnung mit einer Begebenheit in einem Fremdenverkehrsort, bei der ein behindertes Kind aus einem Gasthof verwiesen wurde, weil man durch die Anwesenheit des Kindes einen Rückgang der Geschäfte befürchtete. „Kein Platz für Idioten“ wurde 1977 in der Innsbrucker Blaasbühne mit großem Erfolg uraufgeführt und hat bis heute seine Spuren hinterlassen. Sein Zweitwerk „Veränderungen“ ließ Felix Mitterer, der durch seine beißende Selbst- und Fremdkritik bekannt wurde, mit einer „immerwährenden Aufführungssperre“ belegen. Mit „Stigma“ entstand 1981 die „Leidensgeschichte einer Dienstmagd, die sich mit Christus vermählt, seine Wundmale empfängt und in der Folge zwischen den Mühlen von Kirche, Wissenschaft und Gesetz zermahlen wird.“ Das Stück wirbelte viel Staub auf und wurde von vielen konservativen Kräften des Landes verurteilt. Bombendrohungen zahlreiche Demonstrationen gegen das Stück stellen hier nur die Spitze des Eisbergs einer vielschichtigen Reaktionspalette dar und führten zu erfahrungsgemäß großen Besucherandrang. Auch „Heim“ hat das Innenleben der Zuschauer bisweilen unangenehm berührt. Die Auseinadersetzung mit den „Karrnern“ (fahrenden Leuten) geht auf eine Idee Schönherrs zurück und wurde in 1987 in Linz uraufgeführt. Der Einakterzyklus „Besuchszeit“ spielt in Anstalten und Heimen (Krankenhaus, Altersheim, Nervenheilanstalt, Gefängnis) und geht auf eine in den 70er Jahren vom ORF-Studio Tirol produzierte Hörspielserie zurück. „In jeder dieser Anstalten ist der Mensch ausgeliefert und entmündigt, in der einen mehr, in der anderen weniger. Vor allem ist der Mensch ausgeliefert, wenn er ein Mensch zweiter Klasse ist, im wahrsten Sinne des Wortes.“
Ungewöhnlich in dieser Reihe erscheint das Zaubermärchen „Drachendurst“ nur auf den ersten Blick. Auch hier wurden Alltagsgeschichten theatralisch überhöht. Das 1986 in Telfs uraufgeführte Märchen zeigt den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen der weißen Feenkönigin und dem Drachen. Inspiriert wurde Mitterer in diesem Fall von einer Contemporary Legend. Ebenfalls von einem bekannten Sagenmotiv angeregt wurde das 1977 entstandene Stück „Die Wilde Frau“. Als Vorlage dieses Stückes diente das Motiv der „Saligen oder Waldfräulein“, mit dem hier gezeigt wird, wie sich Männer sich im Wettstreit um eine Frau gegenseitig vernichten. Nur der Jüngste aus ihrer Reihe, der erkennt, dass dam die Wilde Frau nicht im Kampf erobern kann, kommt mit dem Leben davon, da er das Tabu nicht verletzt und so mit Glück gesegnet wird. Das letzte Stück des Ersten Bandes, „Kein schöner Land“ zeigt, wie ein „bisher beliebter, geachteter und verdienter Mitbürger plötzlich zum Schurken und Volkschädling gestempelt und zuletzt ermordet wird,“ weil sich die Zeichen in der NS-Zeit verändert haben und ein Jude zu sein bedeutet, nicht mehr der Selbe Mensch bleiben zu dürfen.
(Haymon Verlag, Innsbruck 1992)