Die Fliegen

Drama von Jean-Paul Sartre
ID# Eke0335
Verlag Rowohlt Verlag GmbH
D-20099 Hamburg, Kirchenallee 19
Akte 3
Dekorationen 0
Männer 4
Frauen 6
Kinder 0
Personen 20
ro Taschenbuch
Sartres radikale Umgestaltung des Atriden-Stoffs zeigt Unterdrückung und wie sie durch Freiheitswillen überwunden wird. Der Aufmerksamkeit der deutschen Zensur entgangen, proklamierte Sartre hier den Widerstand gegen die Besatzungsmacht und das Vichy-Regime. Orest kehrt zurück in seine Heimatstadt Argos, die er seit der Ermordung des Vaters Agamemnon nicht wiedergesehen hat. Der Usurpator Ägisth hält das Volk von Ar­gos durch ein künstlich gezüchtetes Schuldbewusstsein in Unfreiheit. Orest beschließt, das Schreckensregime zu beseitigen.
Jean Paul Sartre, Vorwort
Nach unserer Niederlage im Jahre :1940 verfielen zu viele Franzo­sen der Mutlosigkeit oder gaben in ihrem Innern der Selbstverleug­nung Raum. Ich aber schrieb «Die Fliegen» und versuchte, zu zei­gen, daß Selbstverleugnung nicht die Haltung war, die die Franzo­sen nach dem militärischen Zusammenbruch unseres Landes wählen durften. Unsere Vergangenheit existierte nicht mehr. Sie war uns in der Hand zerronnen, ohne daß wir Zeit hatten, sie festzuhalten,
sie weiterhin zu beachten, um sie zu begreifen. Neu aber war ­auch wenn ein feindliches Heer Frankreich besetzt hatte - die Zu­kunft! Wir hatten Gelegenheit, sie kritisch zu prüfen; es stand uns frei, daraus eine Zukunft der Besiegten zu machen oder - in umgekehrter Richtung - eine Zukunft der freien Menschen, die sich gegen die Behauptung wehren, daß eine Niederlage das Ende alles dessen bedeutet, was das menschliche Leben lebenswert macht. Heute haben die Deutschen das gleiche Problem vor sich. Auch für die Deutschen, glaube ich, ist SelbstVerleugnung unfruchtbar. Ich will damit nicht sagen, daß die Erinnerung an die Fehler der Ver­gangenheit .aus ihrem Gedächtnis verschwinden soll. Nein. Aber ich bin überzeugt, daß nicht eine willfährige Selbstverleugnung ihnen jenen Pardon verschafft, den die Welt ihnen gewähren kann. Dazu verhelfen ihnen nur: eine totale und aufrichtige Verpflich­tung auf eine Zukunft in Freiheit und Arbeit, ein fester Wille, diese Zukunft aufzubauen, und das Vorhandensein der größtmög­lichen Zahl von Menschen guten Willens. Möge dieses Stück sie nicht nur in die Richtung auf diese Zukunft lenken, sondern ihnen helfen, sie zu erlangen.