Tödliche Sünden

Einakter von Felix Mitterer
ID# 543-03
Verlag Österreichischer Bühnenverlag Kaiser & Co. Ges.m.b.H.
A-1010 Wien, Am Gestade 5/2
Akte 7
Dekorationen 5
Männer 1
Frauen 3
Kinder
Personen
7 Einakter
In einer modernen, futuristisch-kühlen Welt sündigen Menschen einer zukünftigen Generation. Sie bewegen sich fremdartig und Außerirdischen gleich. Mit auffälligen Gesichtsdeformationen und in düstere Mäntel gehüllt, begehen sie in lichtumschrankten, sterilen Räumen die sieben Todsünden. Hochmut, Trägheit, Unzucht, Zorn, Geiz, Neid und Unmäßigkeit sind fernab eines tradierten, kirchlichen Moralbegriffs die Vergehen einer erstarrten, unheimlichen Menschheit, deren Sündigkeit seltsam entrückt, nahezu unfassbar und undefiniert sich in Handlungen entlädt, die den Begriff der Sünde teilweise umkehren, neu beleuchten und gleichzeitig als literarische Botschaft des Autors eine untrügliche Moral manifestieren, die in ihrer Sichtweise ebenso fremdartig erscheinen mag, jedoch niemals unsolidarisches, liebloses Verhalten gegenüber den Menschen und der Gesellschaft zulässt.
Aber auch in dieser zukünftigen Welt, in der der Glaube an die Gerichtsbarkeit des Jüngsten Tags scheinbar nie existiert hat, gibt es eine Bestrafung - die Sünden dieser fern von uns existierenden Wesen richten sich unabwendbar und schlussendlich immer gegen sie selbst. So bleibt der Mann, der in maßlosem Hochmut und der Überschätzung seiner Person ein genetisches Ebenbild seiner selbst erschaffen ließ, bar jeder Hoffnung, in Verzweiflung und Enttäuschung zurück. Zorn endet in Fanatismus und kaltblütigem Mord, Geiz und vordergründige Nächstenliebe im Tod und Neid, Egoismus sowie Vorteilsdenken in einem Blutbad.
Und plötzlich ist diese scheinbar so fremde, ferne Welt, dieser lebensunfreundliche und feindliche Planet unsere alltägliche Welt geworden, in all ihrer Perversität, Amoralität, Lieblosigkeit und Kälte. Dieses Szenario einer Zukunft, von der man hofft, dass sie nie eintreffen mag, ist mit seinen psychischen und physischen Morden, mit Kindesmissbrauch, Genmanipulation, politischem Irrationalismus und Fanatismus sowie der übermächtigen Präsenz einer trügerisch virtuellen und voyeuristischen Medienwelt schon längst ein Spiegelbild unserer "unheimlichen" Existenz in der sich Hoffnung lediglich als ein banales und lächerliches Element einer Fernsehtalkshow entpuppt.
Trotz der skurrilen Distanz und Befremdlichkeit, die es hervorruft, ist Felix Mitterers "Tödliche Sünden" ein sehr persönliches Theaterstück. Mit diesen sieben kunstvoll verflochtenen und modernen Einaktern ist er literarisch in eine neue Welt aufgebrochen, in der weder thematisch noch idiomatisch etwas an seine Verwurzelung mit dem Volkstheater erinnert. Mit "Tödliche Sünden" stellt sich Felix Mitterer auf neue Weise radikal, kompromisslos und mit moralischer Verantwortung unserer Zeit.