Stigma

Drama von Felix Mitterer
ID# 226-11
Verlag Österreichischer Bühnenverlag Kaiser & Co. Ges.m.b.H.
A-1010 Wien, Am Gestade 5/2
Akte 0
Dekorationen 1
Männer 14
Frauen 4
Kinder
Personen 18
(siehe auch Mitterer Stücke 1 SAM041)
In gewaltigen Bildern spürt Mitterer den Neurosen einer Gesellschaft nach, die den natürlichen Bezug zur Sexualität verloren hat und dadurch zur Gewalt neigt. Dieses große Thema stellt er an der Figur einer Magd vor 150 Jahren dar, die eines Tages die Wundmale Christi an ihrem Körper entdeckt. Sie ist stigmatisiert auch in des Wortes zweiter Bedeutung, nämlich "gebrandmarkt", gebrandmarkt als Magd ohne Recht auf einen Mann und ausgeschlossen als Frau vom Gesellschaftsleben der Männer. Sie ist Opfer, und deshalb opfert sie sich, weiht ihr Blut Christus, dem einzigen Mann in ihrem Leben. Nach der Uraufführung 1982 und bei fast allen folgenden Auf- führungen sind Prozesse angestrengt worden, da die Szene der Aufopferung einer blutigen Binde als Blas- phemie verstanden wurde. Die erschütternden Bilder der Passion dieser Frau, die als Auserwählte den Vertretern der Macht ausgeliefert wird, die ihr Auserwähltsein nicht ertragen können und mit Teufelsaustreibungen und Vergewaltigungen von religiösem Wahn sprechen, dem sie selbst ausgeliefert sind, gehörten zu den herausragendsten Beispielen für die Kraft des modernen Volkstheaters, das in kritischer Analyse Volksgeschichte durchleuchtet.