Theater ohne Pölz

Drei Namen, unzählige Orte, ein Verein

Das „Theater ohne Pölz“ stellt sich vor

1986 setzten sich einige junge Idealist:innen die damals etwas revolutionäre Idee in den Kopf, gemeinsam Theater zu spielen. Der Leiter des damaligen Jugendtreffs, Reinhard Macht, absolvierte eine einjährige Theaterausbildung und formierte das Jugendtheater. Was folgte, dürfte zu diesem Zeitpunkt keinem klar gewesen sein. Es war nämlich der Anfang einer nunmehr fast 40 Jahre andauernden Erfolgsgeschichte, davon über 30 Jahre als offiziell eingetragener Verein.

Gründungsmitglieder im Alter von 15 bis 23 Jahren und zugegeben, kein leichtes Stück für die allererste Premiere: Molières „Der eingebildete Kranke“ stand 1986 auf dem Plan, die Premiere fand im Kolpingsaal Schwaz statt, und bildete den Grundstein für jahrzehntelangen Theaterspaß in der Silberstadt. In den Folgejahren wagte man sich an Ionesco, Dürrenmatt, Ustinov und Borchert und traute sich ebenfalls, neue Lokalitäten zu erobern. In der Schwazer Pölzbühne fand man 1991 ein neues Zuhause, das man im Rahmen der offiziellen Vereinsgründung auch auf den Namen übertrug: aus dem „Jugendtrefftheater“ wurde das „Theater in der Pölz“. Viele von Gemeinschaft, Fleiß, innovativem Entdeckergeist und vor allem Spielfreude geprägte Jahre folgten, ein Stück nach dem anderen wurde geprobt, gespielt und beklatscht, das Theater in der Pölz stellte einen der Fixpunkte in der Schwazer Theaterlandschaft dar. Umso größer war der Schock, als die „Pölzler“ 2013 aus ihrem Zuhause ausquartiert wurden. Aus Gründen der Umstrukturierung musste der Theaterverein aus dem Gebäude ausziehen und war nun so gut wie heimatlos. Doch was anfangs wie ein herber Rückschlag aussah, stellte für den Verein den Anfang einer neuen Chance dar: aus dem „Theater in der Pölz“ wurde gezwungenermaßen sowie mit einem Hauch an Ironie das „Theater ohne Pölz“, die rastlos Suchenden wurden zu Findenden und der Verein besticht heute durch seine Wandelbarkeit und die fast grenzenlos scheinenden Spielorte, an denen das Theater ohne Pölz bereits zu Besuch war. Auch wenn zwischenzeitlich die Zukunft des Theater ohne Pölz unklar war, konnte man 2018 mit einem überaus motivierten Vorstandsteam neu durchstarten.

Eine besonders von Wertschätzung geprägte Freundschaft ergab sich aus der Kooperation mit dem Museum der Völker, wo 2022 die Erfolgsproduktion „Mord im Orientexpress“ gespielt werden konnte. Belohnt wurde die harte Arbeit im gleichen Jahr mit dem Highlight aus 36 Jahren Vereinsgeschichte. Der Gewinn des Tiroler Volksbühnenpreises überraschte das ganze Ensemble sowie die große Schar an Freiwilligen und wurde stilecht und ausgiebig gefeiert. Eine Wiederaufnahme des Stückes erfolgte im März 2023, außerdem wurde das Theater ohne Pölz mit „Affäre Innsbruckerstraße“ wieder zu einem Teil des Schwazer Silbersommers und durfte auch bei den Telfer Volksschauspielen das schauspielerische Talent der Mitglieder unter Beweis stellen. 2023 wurde außerdem der Grundstein für einen jahrzehntelang andauernden Traum der Schwazer Laienbühnen gesetzt: Die Planungen für ein Theaterzentrum in Bahnhofsnähe starteten. Die „Pölzler:innen“ waren ein wesentlicher Teil der umfangreichen Adaptierungsarbeiten des ehemaligen Postverteilzentrums, sodass am 24. Februar 2024 das „Gleis 4 – Theater am Zug“ eröffnet werden konnte, natürlich im Rahmen eines Theaterabends, bei dem Auszüge aus „Mord im Orientexpress“ nicht fehlen durften.

Außerdem hatte das Theater ohne Pölz die große Ehre, das „Gleis 4“ als erste von vier dort beheimateten Gruppen auch ein Stück weit einzuweihen: „FUNNY MONEY!“ ging im April 2024 über die Bühne. Es folgten im Herbst 2024 „Die neugierige kleine Hexe“ und im April 2025 „Das perfekte Geheimnis“.

Das Theater ohne Pölz zählt rund 50 Mitglieder und steht seit jeher für die Freude an Gemeinschaft, Offenheit und die Liebe zum Schauspiel. Jede:r, der:die Teil eines Vereins sein möchte, ist beim Theater ohne Pölz auf, neben oder hinter der Bühne gerne gesehen.

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