Hin und Her

Volksschauspiel von Ödön von Horvath
ID# 445-19
Verlag Thomas Sessler Bühnen- und Verlag GmbH
A-1010 Wien, Johannesgasse 12
Akte 2
Dekorationen 1
Männer 9
Frauen 4
Kinder
Personen 16
Horvath hat nach einem Krach mit Nazis Murnau verlassen und ist von Deutschland nach Wien übersiedelt. Fast hätte er einen Termin übersehen und es wäre ihm seine ungarische Staatsangehörigkeit aberkannt worden. Biographische Anlässe dieser Art hat er in „Hin und her“ verwoben.
Im Volksbühnenhandbuch 1995 notiert: "Ein Lehrer und seine Frau fischen im Niemandsland. Die Tochter des Grenzers Szamek ist in den Zöllner von drüben verliebt. Der staatenlose Havlizek wird vom Gendarm Mrschitzka wegen mangelhafter Pa­piere ausgewiesen, "weil er drüben zuständig ist". Aber auch drüben ist er nicht zuständig. Vorschrifts­mäßig wird der Staatenlose zurückgeschoben. "Wer ist der Herr? Ein amtlicher Fall. Ein Niemand." Er übernachtet auf der Brücke, über die sich heimlich das Grenzorgantöchterchen von herüben nach drü­ben zum Geliebten schleicht. Unterwegs in der Nacht sind aber auch Gauner, just in der Nacht, in der sich Staatsoberhäupter von Ost und West zu einem heim­lichen Treffen einstellen.
Im Jahr 1990, als ich das Stück las, war die Aktua­lität noch eine ganz andere als heute. Der Stoff ist jedoch nicht nur auf Ost und West gemünzt, son­dern auf die Bürokratie, die Menschen zu Objekten erniedrigt.
Die großen Volksstücke von Horvath sind mit Aus­nahme von "Hin und her" und "Dorf ohne Männer" für ländliche Volksbühnen kaum spielbar, auch wenn sie sich Volksstücke nennen und exemplarische "neue Volkstücke" sind. Das liegt vor allem an den hohen Anforderungen, was die Charakterisierung der Figuren und den "Bildungsjargon" betrifft. Horvath ist ein Meister im Umgang mit der Sprache, der sich in Pausen, "Stillen" ausdrückt, und in der Entlar­vung von Menschen, die sich zwischen den Zeilen in ihrem Wesen deklarieren. Ein großer Teil der "neuen, realistischen Volksstücke" erhebt auch einen hohen Anspruch an das Verständnis des Zuschauers jen­seits kleinbürgerlicher Rezeption. "
Für Havlicek, einen bankrotten Drogisten, bleibt als Aufenthaltsort nur eine Brücke, die den linken vom rechten Grenzposten trennt. Er ist heimatlos, da er von "drüben" abgeschoben werden soll. Im anderen Staat wird er ebenso abgelehnt, weil er es versäumt hat, seine Staatsbürgerschaft zu erneuern …
Das Gefühl der Heimatlosigkeit ist eingebettet in die Form der Komödie: Verwechslungen, eine Schmugglerbande und Paare, die zueinander finden, lassen in diesem Stück die Tradition des österreichischen Volkstheaters aufblitzen."