Um Haus und Hof

Drama von Franz Kranewitter
ID# 425-18
Verlag Hans Pero Bühnen- und Musikverlag
A-1010 Wien, Bäckerstraße 6
Akte 4
Dekorationen 3
Männer 8
Frauen 5
Kinder
Personen 13
Die 1895 entstandene Tragödie ist Kranewitters erstes Stück. Es ist geprägt vom Bewußtsein des Endes lange gültiger Normen und will ein realistisches Bild des Tiroler Dorfes mit Mitteln klischechafter Situationen und Typen entwerfen. Die Geschichte nimmt sich wie ein billiger Heimatroman aus: Lena, ein armes Mädchen, das von ihrem Bruder, dem Lotter, mitleidlos behandelt wird, will sich nicht in das Schicksal der Armut und Unterdrückung fügen. Sie macht sich an einen reichen Sohn des Klotzenbauern heran. Lena bekommt von ihm ein Kind und stachelt ihren Hies an, den Bauer zur Übergabe des Hofes zu veranlassen. In einem Streit geraten Sohn und Vater aneinander. Der Alte bricht zusammen. Der verschollene Sohn Franz kehrt zurück in die Heimat. Gewitter zieht auf, ein Mord wird verübt. Hies legt ein Geständnis ab. Lena stürzt sich in den Ziehbrunnen. Das Stück hat zweifellos dramaturgische Schwächen, und die sind auch genügend bekannt. Aber es ist ja kein "realistisches Stück", sondern ein Mysterium, ein Totentanz. Es beschreibt den Totentanz der dörflichen Gesellschaft, die sich als geschlossene Einheit einst erlebt hatte und nun ihre innere Brüchigkeit erlebt. Als Dokument des Zerfalls eines hierarchisehen Weitbildes wächst das Stück zu einem großen Welttheaterspiel, das zu neuer Interpretation reizt.
V:"Die Hauptperson des Stückes ist eine Armenhäuslerin namens Lena, die sich in den Kopf setzt, die bestehende Ordnung von unten her anzugreifen, d.h. sich in Besitz von Haus und Hof zu setzen und damit die MachtverhEiltnisse des Dorfes zu ändern. Ihre Vorstellung etwas zu sein oder zu werden scheint jedoch nur in der Dorfgesellschaft Gültigkeit zu haben, denn als ihr Verlobter den Vorschlag macht, in die Stadt zu ziehen, weil es offensichtlich aussichtslos ist, an den Hof mit rechtmäßigen Mitteln zu kommen, lehnt sie ab. Neben Lena begehrt auch ihr Bruder Lotter, ein Sozialfall, gegen die bestehende Ordnung auf, lebt auf Kosten der anderen und das gar nicht so schlecht. - Der Hauptaspekt in Kranewitters Stück ist die Macht der öffentlichen Meinung."