Das Spiel vom Wiesenjaggl
Volksschauspiel
von
Ekkehard Schönwiese
ID# | 415-13 |
Verlag |
Österreichischer Bühnenverlag Kaiser & Co. Ges.m.b.H.
A-1010 Wien, Am Gestade 5/2 |
Akte | 0 |
Dekorationen | 1 |
Männer | 12 |
Frauen | 3 |
Kinder | |
Personen | 15 |
u. a. nach Motiven von Lorenz Johann Simultandekoration. Erzählt werden Geschichte und Geschichten rund um den berüchtigten Wilderer Jaggl und seinen Bru- der Steffl, die 1517 die Wälder und Berge des Kaunertales unsicher machten und vor allem dem von Kaiser Maximilian 1. so begehrten Steinwild nachsagten Verbunden damit stellt das historische Zeitbild die Spannungen zwischen Bauern und Schloßherren dar, bei denen die Geistlichkeit und Bauernvertreter stereotype Vermittlerrollen spielen. In diesem vorrevolutionären Klima der Bauernaufstände von 1525 gibt es nur wenige, die die Radikalisierung fördern, während die Menge leicht zu befriedigen ist. Nach dem Tod des aufrührerischen Steffl veranlaßt eine Frau den Jaggl zum Auswandern, denn wer einmal zum Außenseiter gestempelt worden sei, der habe nur eine Chance, zu gehen oder zu sterben. Die Geschichte vom Wiesenjaggl ist ein Mythos des Kaunertales und gleichsam eine Ursprungslegende zum Thema Wilderei.
Es handelte um Wilderer, Liebe, Lust und Leid um 1517. Im Mittelpunkt „Der Wiesejaggl", eine historische bezeugte Figur, um die sich Legenden des Wiederstandes ranken.
Die Heimatbühne Kauns- Kaunerberg hat Ekkehard Schönwieses Stück vor zehn Jahren als Freilicht- Schauspiele herausgebracht und damit wieder 4000 Besucher beeindruckt. Wir zeigen die lokale Geschichte umgearbeitet, vom Autor inszeniert, von Reda Roshdy choreographiert, mit Musik des Kauner, in Wien lebenden Komponisten Freddy Gigele. 80 Menschen, darunter 40 Spieler gingen in den Vorstellungen ganz auf. Einzigartig, dass eine kleine Bühne das alleine schaffte. Die Gemeinden Kauns und Kaunerberg mit ihren 770 Einwohnern stehen hinter ihrer Gemeinschaftsbühne. Talgeschichten umsetzen und neue Wege gehen ist das Vorhaben der vorwiegend jungen Leute, die ihr Jahresstück denn auch statt aus der Bauerntruhe vom Boulevard holen. Inhalt des Spiels Der Kaiser war schon des öfteren mit einer prominenten Jagdgesellschaft auf Steinwildjagd im Kaunertal und zu Besuch auf Burg Berneck.
Durch das Jagdverbot des Kaisers an die Bauern, kam es zur Rebellion des Wiesejaggl's. Es verbreitete sich die Unzufriedenheit bei den Bauern, die sich mit dem Wiesejaggl solidarisch erklärten. Die Waffen, die der Kaiser an die Bauern für die Verteidigung der eigenen Grenzen bei den Kriegen gegen Venedig und den Eidgenossen verteilte, wurden von den Bauern auch zum Wildern eingesetzt. Die Jagd im Kaunertal betrachtete der Kaiser als Privileg für sich und seine Jagdgesellschaft. Wilderer wurden für „vogelfrei" erklärt.
So gingen in diesen Zeiten auch im Kaunertal die Gewitterwolken der Unzufriedenheit nicht spurlos vorüber.
Näheres siehe: www.wiesejaggl.at
Das Talschaftspiel des Kaunertales.
Unter dem Titel "Das Spiel vom Wiesenjaggl" kam der Stoff 1992 auf dem Originalschausplatz vor den Kauner Schlosshäusern zur Uraufführung.
"Der Wiesejaggl" entwickelt nach dem Talroman von Lorenz die Geschichte und vor allenm die Figuren weiter.
Seit die Glocke von Kaltenbrunn nur mehr missklingend läutete, ward viel geredet. Und ist auch gesagt worden, daß es ein strafendes Zeichen des Himmels und der Wiesejaggl ein Ketzer sei.
Andere wiederum deuteten was da geschehen umgekehrt und meinten, es sei ein Zeichen wider den Kaiser, der mit seiner Jagd die Bauern verhöhne, verschwenderisch sei und dem Volk nichts gönne. Für die, die so redeten, war der Wiesejaggl bald ein Rebell im Namen der Sache des Volkes und wurde verehrt wie ein Heiliger. Neben sich aber wollte der große Kaiser Max keine Helden und schon gar keine sagenhafte Gestalt aus dem einfachen Volk. Er selbst - und er allein - wollte gelten als unverwundbar. Also gab er Befehl den Wiesejaggel zu fangen und den Mythos der Unbezwingbarkeit des Volkes zu zerbrechen und zu entlarven. Der Kaiser schickte ins Kaunertal seinen Jörg, einen Häscher und Höfling der eigenen Art. Er ist von fröhlicher Natur und weiß, sich einzuschmeicheln bei Herren und Damen des Hofes. Fröhlich erscheint er, doch im Hinterkopf der so sehr zur Schau getragen Lustigkeit verbirgt sich List.
Das Volk machte sich in seiner Ohnmacht ein Bild von der Gestalt des Wiesejaggl. Es träumte gar manches in ihn hinein. Und es konnte ein Mensch wahrlich nicht alles halten was man sich von ihm versprach, und was er selbst nie versprochen hatte. Das wußte der Wiesejaggl wohl. Und wollte dennoch den Traum der Menschen des Tales erfüllen. So kam es, daß er selbst als mehr gelten wollte, als er alleine vermochte und bediente sich seines helfenden Bruders, der im Grunde der eigentliche Rebell war.
Immer wenn es krachte irgendwo in den
Wäldern, den steilen Felswänden oder ein Feuerschein zu sehen war über den Gipfeln, hieß es. Da ist er wieder, unser Befreier, der Wiesejaggl. Und manche hörten des Nachts wie er mit den Winden durch die Lüfte segelte. Und andere wollten gesehen haben die Gestalt der Weißen Frau und gehört haben die Stimmen der unerlösten Natur. Auch war man sich sicher, daß sich der Jaggl zweiteilen könne, denn wenn er mit seiner Glückswehr in eine Felswand schoß, war er Sekunden später auf einem ganz anderen Berg zu sehen. Und wenn wir auch wissen, daß das Zusammenspiel zweier Brüder hinter dem Geheimnis steht, bleibt der Glaube an die Glückswehr, die jedes Ziel trifft, dennoch ein Glaube der uns unheimlich berührt.
"Spieß voran, drauf und dran, setzt aufs Herrendach den roten Hahn". So spotteten nach dem Vorbild der aufständischen im Schwabenland auch die Bauern im Kanuertal und drohten den geistlichen und weltlichen Herrn die Dächer über den Köpfen anzuzünden. Nur ist das Schreien eine Sache und das Handeln eine andere. Also verstummte das Schreien der Bauern, als der Pfarrer vorbetete: "Gelobt sei Jesus Christus" und die Schäflein: "In Ewigkeit Amen" antworteten. Mit dem Handeln der revolutionären Rotten war es im Kaunertal auch nicht weit her, denn Junker Rueland war klug und lud das Volk in das Schloß zu Tanz und Spiel und Wein.
Da mögt ihr wohl meinen, liebe Leut, daß diese Geschichte vom Wiesejaggl nur eine sei, die das Jagen im Kaunertal beträfe, und daß es da wohl im Jahre 1517 in deutschen Landen wild zugegangen sein möge, aber Tirol eine Ausnahm gewesen sei. Oja, das glauben wir gern, weil wir alles gern glauben, was sich nach Frieden anhört und nach einem schönen und freundlichen Umgang zwischen Herren und Knechten. Da hat also ein neues, trauriges Kapitel begonnen. Als Maximilian im Jahre 1493 der Herr im ganzen Reich wurde, hatte der gemeine Mann noch die schönsten Hoffnungen gefaßt und war voll des Glaubens, daß der neue Herrscher hält, was er verspricht. Nämlich, ein Freund des Volkes zu sein. Von den Meeren bis ins "Gepirg" ging die Sage vom ritterlichen Gemüt, das dem Geringsten im Volk Schutz und Anerkennung gewährt. Und daß da der Kaiser in Rüstung und Wehr sich stellt gegen Unglaube, Erpressung und Willkür allenthalben von Geldsäcken der Städte und geistlichen Unwürdenträgern.
Die neue Zeit kam, aber die Ordnung verschärfte nur das Auseinanderbrechen von Wunsch und Wirklichkeit. Als das Reichgerichtswesen neu geordnet wurde, war zwar von allerlei neuen Strafen die Rede, vom Vierteilen, Hängen, Pfählen und von schier unglaublichen Dingen der Qual, aber nichts stand da wie dem Volke geholfen werde, damit diese Strafen keine Anwendung brauchen. So sah der arme Mann, daß Hilfe nur komme, wenn er sich selber helfe. Als Zeichen ihrer Einigkeit trugen die Bauern als Banner einen Bundschuh, der war seit langem Zeichen ihrer Unterwerfung. Ihn aufzuschnüren und an Stangen zu tragen, das hieß nun für Joß Fritz und alle, die die Todesstrafe weniger scheuten als ein Leben in Unterdrückung, Zeichen der Hoffnung.
(Aus der Text/MusikCD von Freddy Gigele zum Stück)
Es handelte um Wilderer, Liebe, Lust und Leid um 1517. Im Mittelpunkt „Der Wiesejaggl", eine historische bezeugte Figur, um die sich Legenden des Wiederstandes ranken.
Die Heimatbühne Kauns- Kaunerberg hat Ekkehard Schönwieses Stück vor zehn Jahren als Freilicht- Schauspiele herausgebracht und damit wieder 4000 Besucher beeindruckt. Wir zeigen die lokale Geschichte umgearbeitet, vom Autor inszeniert, von Reda Roshdy choreographiert, mit Musik des Kauner, in Wien lebenden Komponisten Freddy Gigele. 80 Menschen, darunter 40 Spieler gingen in den Vorstellungen ganz auf. Einzigartig, dass eine kleine Bühne das alleine schaffte. Die Gemeinden Kauns und Kaunerberg mit ihren 770 Einwohnern stehen hinter ihrer Gemeinschaftsbühne. Talgeschichten umsetzen und neue Wege gehen ist das Vorhaben der vorwiegend jungen Leute, die ihr Jahresstück denn auch statt aus der Bauerntruhe vom Boulevard holen. Inhalt des Spiels Der Kaiser war schon des öfteren mit einer prominenten Jagdgesellschaft auf Steinwildjagd im Kaunertal und zu Besuch auf Burg Berneck.
Durch das Jagdverbot des Kaisers an die Bauern, kam es zur Rebellion des Wiesejaggl's. Es verbreitete sich die Unzufriedenheit bei den Bauern, die sich mit dem Wiesejaggl solidarisch erklärten. Die Waffen, die der Kaiser an die Bauern für die Verteidigung der eigenen Grenzen bei den Kriegen gegen Venedig und den Eidgenossen verteilte, wurden von den Bauern auch zum Wildern eingesetzt. Die Jagd im Kaunertal betrachtete der Kaiser als Privileg für sich und seine Jagdgesellschaft. Wilderer wurden für „vogelfrei" erklärt.
So gingen in diesen Zeiten auch im Kaunertal die Gewitterwolken der Unzufriedenheit nicht spurlos vorüber.
Näheres siehe: www.wiesejaggl.at
Das Talschaftspiel des Kaunertales.
Unter dem Titel "Das Spiel vom Wiesenjaggl" kam der Stoff 1992 auf dem Originalschausplatz vor den Kauner Schlosshäusern zur Uraufführung.
"Der Wiesejaggl" entwickelt nach dem Talroman von Lorenz die Geschichte und vor allenm die Figuren weiter.
Seit die Glocke von Kaltenbrunn nur mehr missklingend läutete, ward viel geredet. Und ist auch gesagt worden, daß es ein strafendes Zeichen des Himmels und der Wiesejaggl ein Ketzer sei.
Andere wiederum deuteten was da geschehen umgekehrt und meinten, es sei ein Zeichen wider den Kaiser, der mit seiner Jagd die Bauern verhöhne, verschwenderisch sei und dem Volk nichts gönne. Für die, die so redeten, war der Wiesejaggl bald ein Rebell im Namen der Sache des Volkes und wurde verehrt wie ein Heiliger. Neben sich aber wollte der große Kaiser Max keine Helden und schon gar keine sagenhafte Gestalt aus dem einfachen Volk. Er selbst - und er allein - wollte gelten als unverwundbar. Also gab er Befehl den Wiesejaggel zu fangen und den Mythos der Unbezwingbarkeit des Volkes zu zerbrechen und zu entlarven. Der Kaiser schickte ins Kaunertal seinen Jörg, einen Häscher und Höfling der eigenen Art. Er ist von fröhlicher Natur und weiß, sich einzuschmeicheln bei Herren und Damen des Hofes. Fröhlich erscheint er, doch im Hinterkopf der so sehr zur Schau getragen Lustigkeit verbirgt sich List.
Das Volk machte sich in seiner Ohnmacht ein Bild von der Gestalt des Wiesejaggl. Es träumte gar manches in ihn hinein. Und es konnte ein Mensch wahrlich nicht alles halten was man sich von ihm versprach, und was er selbst nie versprochen hatte. Das wußte der Wiesejaggl wohl. Und wollte dennoch den Traum der Menschen des Tales erfüllen. So kam es, daß er selbst als mehr gelten wollte, als er alleine vermochte und bediente sich seines helfenden Bruders, der im Grunde der eigentliche Rebell war.
Immer wenn es krachte irgendwo in den
Wäldern, den steilen Felswänden oder ein Feuerschein zu sehen war über den Gipfeln, hieß es. Da ist er wieder, unser Befreier, der Wiesejaggl. Und manche hörten des Nachts wie er mit den Winden durch die Lüfte segelte. Und andere wollten gesehen haben die Gestalt der Weißen Frau und gehört haben die Stimmen der unerlösten Natur. Auch war man sich sicher, daß sich der Jaggl zweiteilen könne, denn wenn er mit seiner Glückswehr in eine Felswand schoß, war er Sekunden später auf einem ganz anderen Berg zu sehen. Und wenn wir auch wissen, daß das Zusammenspiel zweier Brüder hinter dem Geheimnis steht, bleibt der Glaube an die Glückswehr, die jedes Ziel trifft, dennoch ein Glaube der uns unheimlich berührt.
"Spieß voran, drauf und dran, setzt aufs Herrendach den roten Hahn". So spotteten nach dem Vorbild der aufständischen im Schwabenland auch die Bauern im Kanuertal und drohten den geistlichen und weltlichen Herrn die Dächer über den Köpfen anzuzünden. Nur ist das Schreien eine Sache und das Handeln eine andere. Also verstummte das Schreien der Bauern, als der Pfarrer vorbetete: "Gelobt sei Jesus Christus" und die Schäflein: "In Ewigkeit Amen" antworteten. Mit dem Handeln der revolutionären Rotten war es im Kaunertal auch nicht weit her, denn Junker Rueland war klug und lud das Volk in das Schloß zu Tanz und Spiel und Wein.
Da mögt ihr wohl meinen, liebe Leut, daß diese Geschichte vom Wiesejaggl nur eine sei, die das Jagen im Kaunertal beträfe, und daß es da wohl im Jahre 1517 in deutschen Landen wild zugegangen sein möge, aber Tirol eine Ausnahm gewesen sei. Oja, das glauben wir gern, weil wir alles gern glauben, was sich nach Frieden anhört und nach einem schönen und freundlichen Umgang zwischen Herren und Knechten. Da hat also ein neues, trauriges Kapitel begonnen. Als Maximilian im Jahre 1493 der Herr im ganzen Reich wurde, hatte der gemeine Mann noch die schönsten Hoffnungen gefaßt und war voll des Glaubens, daß der neue Herrscher hält, was er verspricht. Nämlich, ein Freund des Volkes zu sein. Von den Meeren bis ins "Gepirg" ging die Sage vom ritterlichen Gemüt, das dem Geringsten im Volk Schutz und Anerkennung gewährt. Und daß da der Kaiser in Rüstung und Wehr sich stellt gegen Unglaube, Erpressung und Willkür allenthalben von Geldsäcken der Städte und geistlichen Unwürdenträgern.
Die neue Zeit kam, aber die Ordnung verschärfte nur das Auseinanderbrechen von Wunsch und Wirklichkeit. Als das Reichgerichtswesen neu geordnet wurde, war zwar von allerlei neuen Strafen die Rede, vom Vierteilen, Hängen, Pfählen und von schier unglaublichen Dingen der Qual, aber nichts stand da wie dem Volke geholfen werde, damit diese Strafen keine Anwendung brauchen. So sah der arme Mann, daß Hilfe nur komme, wenn er sich selber helfe. Als Zeichen ihrer Einigkeit trugen die Bauern als Banner einen Bundschuh, der war seit langem Zeichen ihrer Unterwerfung. Ihn aufzuschnüren und an Stangen zu tragen, das hieß nun für Joß Fritz und alle, die die Todesstrafe weniger scheuten als ein Leben in Unterdrückung, Zeichen der Hoffnung.
(Aus der Text/MusikCD von Freddy Gigele zum Stück)