Pfarrer Maaß (Der alte Fließer Pfarrer)

Volksschauspiel von Ekkehard Schönwiese
ID# 540-10
Verlag Autor
Akte
Dekorationen
Männer 7
Frauen 7
Kinder 5
Personen 19
Uraufführung sommer 2009 Schauspiele Kauns
Der alte Fließer Pfarrer, Alois Simon Maaß, war ein Seelsorger, den die Erinnerung an die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts als Muster des Einfühlungsvermögens in einer Zeit beschreibt, in der viele Menschen vom Krieg verstört Schutz und Orientierung suchten. Wir erleben ihn im Volksschauspiel „Pfarrer Maaß“ am Schauplatz im Freilicht, vor den Schloßhäusern in Kauns, als Vermittler zwischen aufgebrachten Leuten aus dem Dorf und der bayerischen Obrigkeit des Jahres 1813 aber auch als kämpferischen Geist. Darin steht er einmal auf der Seite revoltierender Bauern, aber ein anderes Mal auch gegen sie, im Dienst des Friedens. Wir erleben ihn, wie er ohne Scheu vor Konflikten auf Menschen zu geht und zur Vernunft bringt und jene in ihre Grenzen verweist, die glauben, die Vernunft gepachtet zu haben. Dabei gestaltet sich der Konflikt zwischen ihm und dem Gebietsverwalter ähnlich wie der zwischen Don Camillo und Peppone.
Mit Weisheit hat er das Ruder eines Schiffes voller Narren in der Hand und lenkt es an den Abgründen von Ängsten und Leidenschaften vorbei, die die Menschen in die Tiefe zu reißen drohen.
Er lebte in einer Zeit des Umbruches, wurde erzogen, als Ideen der Aufklärung eine Zeit der Verweltlichung ankündigten, in der die Religion keine staatstragende Macht mehr haben sollte. Pfarrer Maaß predigte von der Endzeit, sah das Ende vor sich, aber nicht im Sinne von Fortschritts- und Aufklärungskritik, sondern viel elementarer. Er mahnte ein Bewusstsein des Endes ein, eines Endes, von dem jeder jeden Augenblick steht. Er wetterte gegen den Hochmut von Erneuerern, die die Welt neu erfinden wollen und meinen, den Gesetzen des Lebens trotzen zu können. Er war ein Seelsorger, der den Menschen nahe war, der ihre Sorgen kannte, aber auch ihre Schwächen, einer, der mit ihnen litt und der die Fähigkeit zum Ausgleich gehabt haben musste.
Im Spiel vom Pfarrer Maas wird keine „große Geschichte“ erzählt, es geht in ihm nicht um den Kampf um die Pontlatzer Brücke, nicht um Heldentum, nicht um Verräter. Wir erleben den Pfarrer im Jahre 1813, als der bayerischer Landrichter Staffler voller idealistischem Reformeifer um Anerkennung bei der Bevölkerung ringt.
Er will durchaus sinnvolle Erneuerung durchsetzen, stößt aber auf Menschen, die in den Jahren des Krieges missmutig und skeptisch geworden sind. Sie wollen sich nichts vorschreiben lassen, fühlen sich herausgerissen aus der Geborgenheit einer guten alten Zeit, wollen nicht einsehen, dass es diese „gute alte Zeit“ ja nie gegeben hat. Sie war immer ein Traum zurück in den Schoß der Kindheit, zurück in den Schoß der einen Kirche, zurück in die Zeit in der es noch keine Untertanen gab und keine Fürsten, in der sich Landesherrn als Väter und Untertanen als ihre Kinder verstanden. Dem Traum aber steht die Realität gegenüber. Kinder erwachen zur Mündigkeit und Väter müssen lernen, dass es nicht ausreicht, alles für die Kinder zu tun, denn die wollen selbst Anteil haben an der Macht, Gemeinschaftsleben zu gestalten.
Mit dem weltlichen Landrichter auf der einen Seite und dem Geistlichen auf der anderen Seite erleben wir im Gegenspieler so wie Don Camillo und Peppone, die zwar miteinander streiten, sich aber im Grunde ihrer Seelen näher stehen, als sie es sich selber zugestehen.
Der Pfarrer Maaß mit Maß am Werk
Einen solchen finden wir allerdings im Pfarrer Maaß. Er war im Alten verwurzelt, sah die Menschen orientierungslos in der Zeit der Veränderung. Er gab ihnen Halt. Er konnte Brücken schlagen. Er ist eine Hoffnungsfigur in einer Zeit, die sich als Endzeit begreift: „Der Glaube wird abnehmen, man wird immer ein wenig fort tun, ihn ein bisschen zustutzen und nach und nach ganz rauben; doch man braucht denselben gar nicht erst zu nehmen, die Christen löschen ihn schon in sich selber aus.“ Maaß war in seinen Visionen vom ende aber nicht wirklich ein Pessimist sondern einer, der sich das Ende immer vergegenwärtigte, um zur Umkehr zu kommen.
In dem Sinn ist er im Gedächtnis geblieben.